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Jan de Witt: „Die Wahrheit liegt immer im Wettkampf“
Jan de Witt gehört zu den erfolgreichsten deutschen Tennistrainern und arbeitet derzeit mit dem zweifachen Hamburg European Open-Champion Nikoloz Basilashvili zusammen. Zuvor trainierte de Witt namhafte Größen wie Gilles Simon, Jarkko Nieminen oder Victor Troicki. Wir trafen den Ostwestfalen zum Gespräch über seine Trainingsphilosophie, seinen Austausch mit Werder Bremen-Coach Florian Kohfeldt und die Bedeutung von Datenanalyse im Tennis.

© Claudio Gärtner
Herr de Witt, wenn man Ihre Historie als Profitrainer anschaut, dann ist zu erkennen, dass sie zeitweise zwei Profis auf einmal betreut haben. Wie funktioniert das?
Ich habe schon oft mit zwei Spielern gearbeitet. Zum Beispiel habe ich Gilles Simon und Jarkko Nieminen, die damals beide Top 20-Spieler waren, gleichzeitig betreut. Dann gab es noch Ivan Dodig und Victor Troicki, die ebenfalls zur gleichen Zeit bei mir trainiert haben. Diese Phasen sind beinahe ineinander übergangenen. Ich bin überzeugt, dass das grundsätzlich eine machbare Konstellation ist. Die Voraussetzungen sind jedoch, dass die Spieler respektvoll miteinander umgehen und es untereinander keine Geheimnisse gibt. Meinem Team ist immer klar, was ich fordere und was meine Ansprüche sind. Mein Schützling kann dann entscheiden, ob er das akzeptiert oder eben nicht.
Wie darf man sich denn so einen Trainingsalltag mit mehreren Spielern vorstellen?
Es kam durchaus vor, dass ich mit zwei Profis am gleichen Tag trainiert habe. Das führt aber auch dazu, dass man als Trainer sehr viel arbeitet. Momentan betreue ich nicht mehrere Spieler gleichzeitig. Das liegt mit Sicherheit auch an meinem Alter, da ich nicht mehr ganz so viel Energie habe. Aber ich möchte nicht ausschließen, dass ich es noch einmal tun würde. Grundsätzlich gefällt mir solch eine Konstellation sehr gut, wenn es mit den Spielern passt. Dann gibt es die Möglichkeit, dass sie auch einmal miteinander trainieren. Das muss aber der Trainer entscheiden und spüren, was die Spieler im Einzelnen brauchen. Ich hatte Trainingswochen, in denen sie mehrmals am Tag miteinander trainiert haben. Und dann gibt es eben Wochen, da müssen die Akteure einzeln betreut werden.
Sie nennen Ihre Strategie eine Landkarte. Können Sie uns dieses Konzept genauer erklären?
Das Bildnis der „Landkarte“ nutze ich für mich, um bei meinem Schützling das Beste herauszuholen. Hierbei darf man sich vorstellen, dass sich bestimmte Verhaltensmuster und Erfahrungen wie auf einer Landkarte abbilden. Jeder Mensch hat seine individuelle „Landkarte“, die er sein ganzes Leben lang mit Informationen und Geschehnissen füllt. In meiner Arbeit versuche ich, die „Landkarte“ meines Spielers zu kennen und Dinge, die früher einmal gut funktioniert haben, wieder hervorzurufen. Hierbei ist vor allem wichtig, dass ich zwischen nützlichen und unwichtigen Dingen sortiere. Die Informationsmenge ist einfach zu groß, um alles wissen zu können. Nur wenn ich meinen Spieler wirklich verstanden habe und seine Landkarte genau kenne, kann ich meine Informationen an ihn so aufbereiten, dass er sie auf seiner Landkarte finden kann. Dadurch entsteht die Chance auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
Wenn Sie eine Anfrage von einem Spieler bekommen, wie läuft Ihr persönlicher Entscheidungsprozess ab?
Das erste Kriterium ist natürlich meine eigene Zeit und Verfügbarkeit. Wenn ich mit einem Profi zusammenarbeite - oder auch einmal zwei - dann stehe ich für keinen anderen zur Verfügung. Es kam schon ab und zu vor, dass Top-Spieler angefragt haben, während ich mit einem anderen gearbeitet habe. In diesem Fall folgte eine klare Absage.
Wenn ich grundsätzlich Zeit habe, dann schaue ich als erstes, ob der Spieler als Typ zu mir passt. Nicht jeder Spieler passt zu jedem Trainer. Dieser Prozess ist sehr komplex und erfordert einen großen Zeitaufwand. Sollte es grundsätzlich stimmen, dann gilt es, sich sehr detailliert mit dem Team und dem Akteur zu unterhalten und jeden Bereich genau auszuarbeiten. Die Zielsetzung muss genauestens besprochen werden. Eine neue Verbindung einzugehen macht erst Sinn, wenn ich dem Spieler erklärt habe, wie wir das gemeinsame Ziel erreichen können und er damit einverstanden ist.
Im letzten Schritt muss der Zeitraum abgesteckt werden. Es muss geklärt werden, wie groß das Team sein soll, wer welche Präferenzen hat und wie man in der Öffentlichkeit miteinander umgeht. Solch ein Entscheidungsprozess kann bis zu sechs Monate dauern.
Wenn Sie sich auf eine neue Trainertätigkeit eingelassen haben und mit einem Spieler zusammenarbeiten - wie läuft eine Wettkampfvorbereitung ab?
Die Besonderheit beim Tennis ist, dass man nur wenig Zeit zur Vorbereitung hat. Meist ist es nur ein Tag während eines Turniers. Es gibt einen Termin, bei dem die grundlegende Matchstrategie besprochen wird. Dafür bereite ich mich ausgiebig vor, schaue mir vorher Videos oder gesamte Spiele live an und erkläre dann meinem Schützling, was für mich die wichtigsten Punkte für das kommende Match sind. Ich höre mir die Ideen meines Spielers an und lasse seine Erfahrungen miteinfließen. In seltenen Fällen wird auch noch einmal beim Einschlagen über die Strategie gesprochen, aber das ist nur der Fall, wenn wir einmal zwei Tage Zeit haben.
Sie haben erwähnt, dass Sie sich Videos ansehen. Wie wichtig sind die Bereiche Daten- und Videoanalyse in Ihrer täglichen Arbeit?
Das ist sehr aufwendig und im Tennis hinken wir im Vergleich zu anderen Sportarten ein bisschen hinterher, was Informationsverarbeitung durch Trainer und Spieler angeht. Der zeitliche Aufwand ist jedoch größer als die tatsächliche Bedeutung. Wir sprechen hier immer nur von einstelligen Prozentbereichen, in denen wir uns überhaupt verbessern. Man darf nicht den Fehler machen, die ganze Sache über zu bewerten. Es ist immer noch das Wichtigste, dass ich meinen Spieler erreiche und die zwischenmenschliche Kommunikation stimmt.
Wenn Sie eine Videoanalyse durchführen, nehmen Sie ganze Trainingsprogramme auf?
Nein, im Normalfall nicht. Natürlich gibt es Ausnahmesituationen, aber normalerweise sammeln wir keine Daten während des Trainings. So etwas machen wir nur in der Off-Season, wenn längere Trainingsblöcke anstehen und mehr Zeit zur Verfügung steht. Der Unterschied zwischen Tennis und vielen Mannschaftssportarten ist, dass ich als Tennistrainer sehr viel besser im Detail über meinen Spieler informiert bin. Auch das gesamte Team ist komplett auf diesen einen Sportler ausgerichtet. Da ist das individuelle Betreuungsverhältnis sehr viel intensiver. Dazu kommt die Situation, dass wir fast jede Woche irgendwo anders auf der Welt sind. Als Tennistrainer müsste ich das gesamte Team und Inventar immer komplett mitnehmen - das ist nicht realistisch. Ein weiterer Unterschied ist, dass wir im Tennis knapp 70 bis 80 Wettkampfspiele im Jahr haben und daraus entsteht schon ein sehr großes Videomaterial. Die Wahrheit liegt immer im Wettkampf.
Sie arbeiten ab und zu mit der Fußballmannschaft von Werder Bremen zusammen. Wie kam diese Verbindung zustande und wie viel können Sie aus dieser Arbeit in das Tennis übertragen?
Ich bin interessiert an sehr vielen Sportarten. Ich stehe zum Beispiel auch im engen Austausch mit meinen Kollegen aus den Bereichen Volleyball und Fußball. Ich komme ursprünglich aus Bremen und habe dort einen Teil meiner Kindheit verbracht. So ist dann der Kontakt zu Cheftrainer Florian Kohfeldt entstanden, der damals noch Jugendtrainer war. Der genaue Austausch findet dann meist so statt, dass man etwas in der anderen Sportart sieht, das man zunächst nicht versteht. Dann fängt man an es zu begreifen und überlegt, ob man das auf die eigene Sportart übertragen kann und wie es dem Spieler weiterhelfen könnte. Das funktioniert nicht immer, aber manchmal sind Trainingsabläufe oder Übungen dabei, die sich sehr gut anwenden lassen. Zum Beispiel trainierte ich mit dem damaligen Top 10-Spieler Gilles Simon fast wie mit einem Anfänger an kleinen Details seines Vorhand-Volleys – eine ganze Einheit lang. Für das Werder-Trainerteam war das der Anstoß, präziser individuell zu arbeiten.
Was sind für Sie die drei wichtigsten Eigenschaften, die ein Trainer haben muss?
Zunächst müssen die menschlichen Grundwerte wie Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit stimmen. Die ganz simplen Sachen sind essentiell wichtig. Zudem muss ein Trainer sein Handwerk beherrschen. Wenn ich nicht weiß, wie Biomechanik funktioniert und ich keine Bewegungskette analysieren kann, dann kann ich kein guter Trainer werden. Zu guter Letzt muss ein Trainer Neugier besitzen. Ich werde nie perfekt sein, werde nie alles wissen. Diese Neugier darf niemals wegfallen.
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